Wenn ein Kind dauerhaft nicht in der eigenen Familie bleiben kann, vermittelt PFIFF es im Auftrag des zuständigen Jugendamtes in eine Vollzeitpflegestelle. Dies bedeutet, dass eine Pflegefamilie ein Kind unbefristet bei sich aufnimmt und zu seinem neuen Lebensmittelpunkt wird. Hier soll das Kind die Chance haben, sich altersgemäß und gesund zu entwickeln.
Die Vollzeitpflege ist eine besondere Aufgabe, denn die Kinder haben oftmals eine ganze Reihe von schwierigen Erfahrungen gemacht: Sie haben Mangel erlebt, wenig oder keine Zuwendung erfahren oder waren möglicherweise Gewalt ausgesetzt. Als Pflegeeltern brauchen Sie Geduld und Einfühlungsvermögen, um das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Ihr Pflegekind benötigt Stabilität und eine verlässliche Beziehung.
Und auch wenn die Eltern ihre Kinder nicht ausreichend versorgen konnten, sind und bleiben sie ein wichtiger Teil ihres Lebens. In der Familie hat Ihr Pflegekind seine Wurzeln, und so gehört es zu den Anforderungen an die Pflegefamilie, gut mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Dazu gehören üblicherweise Kontakte zwischen den Eltern und dem Pflegekind.
Es ist eine schöne Aufgabe, einem Pflegekind eine neue Perspektive zu bieten und ihm die Fürsorge und Zuneigung zu geben, die es für eine gesunde Entwicklung braucht. Sie müssen dafür keine pädagogische Ausbildung mitbringen. Dennoch sind folgende Voraussetzungen wichtig:
Alle Familienmitglieder sind mit der Aufnahme des Kindes einverstanden und ziehen mit.
Sie haben ausreichend Zeit für das Kind.
Sie haben Geduld und können sich über kleine Fortschritte in der Entwicklung freuen.
Sie bleiben dran, auch wenn es vielleicht mal phasenweise schwierig wird.
Sie akzeptieren die Biographie des Kindes und können damit umgehen, dass die Familie zu seinem Leben gehört – auch wenn Ihnen deren Lebensführung und Verhalten möglicherweise fremd sind.
Sie sind offen und fähig zur Selbstreflexion.
Sie sind bereit, zum Wohle des Kindes mit dem Pflegekinderdienst, dem Jugendamt und einem Vormund zusammenzuarbeiten.
PFIFF begleitet interessierte Personen auf ihrem Weg Pflegefamilie zu werden.
Nachfolgend finden Sie die zentralen Stationen, die interessierte Personen auf dem Weg zur Vollzeitpflegeelterschaft durchlaufen:
01
Infoabend besuchen
Interessierte Personen haben die Möglichkeit an einem Informationsabend zur Vollzeitpflege teilzunehmen. Diese Veranstaltungen werden vom Bildungszentrum Hamburger Pflegefamilien und Patenschaften des freien Jugendhilfeträgers PFIFF sowohl live vor Ort als auch online angeboten. Bei diesen ersten Terminen erfahren Sie mehr zu den Voraussetzungen und allgemeinen Rahmenbedingungen rund ums Thema und bekommen Raum für Fragen. Hier erfahren Sie auch, wie es konkret für Sie weitergehen kann. Der Besuch von zwei Informationsabenden beim Bildungszentrum ist Grundvoraussetzung auf dem Weg, Vollzeitpflegefamilie zu werden.
02
Kennenlerngespräch
Wenn Sie nach dem Infoabend weiterhin Interesse an einer Pflegeelternschaft haben, folgt ein Gespräch mit dem Pflegekinderdienst. Dabei werden Fragen geklärt und ein gegenseitiges Kennenlernen ermöglicht. Die Gespräche behandeln wichtige Themen zur Betreuung eines Pflegekindes, da Liebe allein nicht ausreicht. Es gibt einen Hausbesuch, um die Eignung der häuslichen Umgebung zu prüfen. Und werdende Pflegeeltern müssen außerdem ein polizeiliches Führungszeugnis, Gesundheitszeugnis und Drogenscreening vorlegen. Ziel ist es, die Eignung der Bewerbenden für die Aufnahme eines Pflegekindes festzustellen.
03
Grundqualifikation
Eine weitere Voraussetzung für die Aufnahme eines Pflegekindes ist eine Teilnahme an der Grundqualifikation des Bildungszentrums. In den Seminaren geht es unter anderem um Themen wie die eigene Erziehungshaltung, die Klärung der eigenen Rolle und Aufgaben, die Zusammenarbeit mit der Familie und die Bedürfnisse und Rechte von Kindern. Selbstverständlich wird Ihren Fragen ebenfalls viel Raum gegeben. Die Grundqualifizierung umfasst 30 Zeitstunden. Die Teilnehmenden erhalten nach dem Abschluss eine Teilnahmebescheinigung. Das gesamte Vorbereitungsverfahren und die Vermittlung eines Kindes dauern in der Regel mehrere Monate.
04
Vermittlungsprozess
Der Vermittlungsprozess beginnt, sobald der Pflegekinderdienst gemeinsam mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) passende Pflegeeltern für ein Kind gefunden hat. Die Pflegeeltern erhalten Informationen über das Kind und dessen Herkunft. Es folgen Gespräche mit den leiblichen Eltern und ein erstes Hilfeplangespräch, bei dem Vereinbarungen getroffen werden. Das Kind wird behutsam auf die Veränderungen vorbereitet. Das erste Treffen mit den Pflegeeltern sollte entspannt und unverbindlich sein, um das Kind nicht zu überfordern und den Pflegeeltern eine Rückzugsmöglichkeit zu geben. Das Tempo des Vermittlungsprozesses orientiert sich an den Bedürfnissen des Kindes.
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Sie haben Interesse einem Kind dauerhaft ein neues und sicheres Zuhause zu bieten? Dann machen Sie den ersten Schritt hin zur Pflegefamilie und melden sich zu einem unserer kostenlosen und unverbindlichen Informationsabenden an!
Sie überlegen einem Kind als Pflegefamilie dauerhaft ein stabiles Zuhause zu bieten, haben aber noch jede Menge offene Fragen? In unserem FAQ zur Vollzeitpflege beantworten wir immer wiederkehrende Fragen und geben erste Einblicke in diese Pflegeform.
Welche Familienformen können ein Pflegekind aufnehmen?
Die Familienform spielt für eine Pflegeelternschaft keine Rolle. Wichtig ist, dass Sie verantwortungsvoll und zuverlässig auf die Bedürfnisse eines Kindes eingehen können, das Ihnen anvertraut wird.
Wie alt dürfen Pflegeeltern sein?
Die Pflegeperson soll mindestens 25 Jahre alt sein. Im Falle einer Partnerschaft soll die andere Pflegeperson mindestens 21 Jahre alt sein. Der Altersunterschied zwischen dem Pflegekind und seinen Pflegeeltern soll 50 Jahre nicht übersteigen. Abweichungen sind im Einzelfall möglich.
Wie vereinbaren wir Pflegeelternschaft mit unseren eigenen Kindern?
Es ist wichtig, dass alle Familienmitglieder mit der Aufnahme eines Pflegekindes einverstanden sind, also auch die Kinder. Ein Pflegekind braucht vor allem zu Beginn viel Aufmerksamkeit. Deshalb soll es in der Regel das jüngste Kind in der Familie sein.
Wie lange dauert es, bis wir ein Pflegekind bei uns in die Familie aufnehmen können?
Ein Pflegekind zu begleiten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb ist eine gute Vorbereitung wichtig. In der Regel vergehen zwischen dem ersten Informationsabend und der Aufnahme des Kindes um die neun Monate.
Bleibt das Kind für immer?
Das hängt entscheidend davon ab, ob die Eltern eines Tages wieder in der Lage sind, ihr Kind angemessen zu versorgen und es wieder bei sich aufzunehmen. Dies wird im Einzelfall geprüft.
Muss das Kind ein eigenes Zimmer haben?
Ein eigenes Zimmer ist Voraussetzung. Ausnahmen sind bei Säuglingen denkbar. In jedem Fall soll aber genug Platz für das Kind vorhanden sein, wie etwa durch eine eigene Spielecke.
Welche Unterstützung bekommen wir?
Durch das Bildungszentrum Hamburger Pflegefamilien und Patenschaften werden Sie bestmöglich auf Ihre Aufgabe vorbereitet. PFIFF steht Ihnen als Pflegekinderdienst zur Seite, damit Sie den Alltag mit Ihrem Pflegekind gut bewältigen können. Für den Unterhalt des Kindes erhalten Sie ein Pflegegeld, dessen Höhe vom Alter des Kindes sowie vom Erziehungsaufwand abhängt.
Können wir unsere Berufe weiter ausüben?
Eine Berufstätigkeit der Hauptbetreuungsperson ist möglich, sollte sich aber nach den Bedürfnissen des Kindes richten.